Über die Wolken…

Eine andere Tag-Cloud. Funktionieren diese Navigations-Wölkchen wirklich?

Tag-Clouds sind eines der Aushängeschilder für das Web 2.0. Angepriesen als das ultimative, neue Werkzeug für die Navigation in Web 2.0 Angeboten (und nicht nur da), wird die Nutzbarkeit (Usability) in der Praxis den Ansprüchen oft nicht gerecht.

Sind Tag-Clouds bedienbar? Liefern Tag-Clouds tatsächlich eine neue, bessere Art der Navigation? Insbesondere bei User-Generated-Content ist das Taggen und damit auch die Tag-Cloud sehr populär. Das hängt zum einen damit zusammen, dass viele Anbieter von Blog & Co. im „Mitmach“-Web auf freie Software-Lösungen zurückgreifen und diese Lösungen liefern entsprechende Tagging-Werkzeuge gleich mit – ob das der jeweilige Blogger nun will oder nicht. Zum anderen sind diese kleinen Daten-Wolken nun mal eines der offensichtlichsten Zeichen für ein Web 2.0 Angebot. Tags sind Etiketten und dienen dazu, Informationen zu kategorisieren und zu ordnen. Das Taggen soll die Orientierung ermöglichen und gleichzeitig Bewertungen und Empfehlungen transportieren.

Die Aushängeschilder für das Web 2.0 (Technorati [3], Flickr [4], del.ico.us [5]…) zeigen alle ihre – immer gleich gestalteten – Wölkchen und geben sich damit als innovatives Angebot und als Trendsetter zu erkennen (der Begriff „Web 2.0“ wurde erst 2005 von Tim O’Reilly geprägt). Spät, sehr spät sind dann andere Angebote (wie spiegel.de) auf diesen Zug aufgesprungen. Auch wenn das restliche Angebot dieser Nachzügler wirklich nichts vom Web 2.0 erkennen lässt – mit einer Tag-Cloud kann man das leicht kompensieren. Denkste!

Die Schriftgröße in der Tag-Cloud spiegelt die Attraktivität (Häufigkeit) eines Suchbegriffs wieder – warum aber werden die Wölkchen alphabetisch sortiert? Weil den Entwicklern und Designern nicht aufgefallen ist, dass man alternativ einfach alle Worte in identischer Schriftgröße abbilden könnte, würde man die Begriffe nach der Attraktivität sortieren – was sich wahrscheinlich sogar besser bedienen ließe (siehe [1]). Jetzt wird alles gemischt und damit die Anarchie hinter dem „social content“ visualisiert – aber, wenn schon gemischt, warum dann nicht richtig? Warum die alphabetische Sortierung? Will ich Begriffe entdecken, die nicht in der größten Schriftgröße mein Auge anspringen, dann muss ich die gesamte Tag-Cloud lesen und das Alphabet diktiert mir in welcher Reihenfolge ich das tun muss – vorbei ist es mit der Anarchie.

„Alphabetical arrangements of displayed tags neither facilitate visual scanning nor enable infer semantic relation between tags.“ [2]

Unsere Tag-Cloud (ja, die ganz oben auf dieser Seite) ist anders. Ersteinmal vergeben wir die Tags für unsere Artikel – nix mit „social“ an dieser Stelle, zum zweiten verzichten wir auf die alphabetische Sortierung und zum dritten ist die Anordnung der Tags wirklich zufällig. Das ist technisch sehr aufwändig und nicht ganz trivial (eigentlich unlösbar sagen die Mathematiker – aber was wissen die schon). Uns gefällt unsere Lösung besser – nicht nur optisch, sondern ganz besonders im Hinblick auf die Nützlichkeit, die sich aus der Nutzbarkeit ableiten lässt. Statt die Begriffe zeilenweise, was technisch trivial ist, hintereinander zu schreiben, muss bei unserer Tag-Cloud der Computer die Begriffe verteilen. Dabei muss er gucken wo Platz ist und wo nicht. Dazu muss er die Laufweite und Schrifthöhe ausrechnen können und dann auch noch pfiffig verteilen. Das macht er automatisch und im Hintergrund. So liefert er uns alle paar Minuten eine neue Wolke – immer wieder neu. Klasse – oder?